openSUSE mit DWM installieren

22. Januar 2021

von Kevin Mandura

Inhaltsverzeichnis


In dieser Anleitung zeige ich ausführlich, wie man openSUSE Leap 15.2 mit dem DWM (Dynamic Window Manager) von suckless.org als grafische Arbeitsumgebung installieren kann. Diese Anleitung richtet sich an fortgeschrittene Linux- oder BSD-Nutzer.

0. Vorwort

Falls du direkt zur Sache kommen möchtest, kannst du mit dem ersten Kapitel loslegen.

In diesem Vorwort möchte ich einen groben Überblick über diese ziemlich umfangreiche Anleitung geben und ein wenig beschreiben, wie ich auf die glorreiche Idee gekommen bin, für einen so minimalistischen Ansatz eine vollgepackte Linux-Distribution wie openSUSE zu verwenden.

Wie man dem Inhaltsverzeichnis oben bereits grob entnehmen kann, beschreibe ich in dieser Anleitung jeden einzelnen Schritt, vom Herunterladen von openSUSE bis hin zur Inbetriebnahme des Systems mit dem DWM, sehr detailliert. Damit möchte ich einerseits sicherstellen, dass der gesamte Prozess so gut es geht nachvollzogen und fehlerfrei angewendet werden kann — egal, ob man derzeit Windows, macOS, Linux oder BSD auf dem Zielsystem verwendet.

Außerdem beschreibe ich für manche Anleitungsschritte, bei denen ich es für sinnvoll gehalten habe, mehrere Lösungswege. Mit dieser Anleitung soll man sich problemlos ein auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittenes, vollfunktionsfähiges System auf Basis von openSUSE aufbauen.

Warum eigentlich openSUSE und nicht Arch oder Gentoo für ein minimales System?

Keine Frage, dass Arch und besonders Gentoo spürbar effizienter sind. Allerdings finde ich die aktiv weiterentwickelten openSUSE-Komponenten, wie "zypper" und "YaST" zu nützlich, den Aspekt mit einer von der Gemeinschaft betreuten und von einem Unternehmen gestützten Linux-Distribution vorbildlich und deren Innovationen, zum Beispiel die automatischen System-Snapshots dank integriertem Btrfs + Snapper und das darauf aufbauende Transactional Server-Systemmodell, viel zu sehr unterschätzt.

Besonders gut gefällt mir, dass wie bei anderen Community-Distributionen, wie eben Arch zum Beispiel, der Nutzer im Vordergrund steht und openSUSE sowohl ein starkes Out-of-the-Box-Erlebnis liefert, aber individuelle Eingriffe oder den Verzicht auf vorkonfigurierte Lösungen möglichst leicht macht. Kurz gesagt: openSUSE bietet dem Nutzer möglichst stabile Software in großem Umfang und mehr als genügend Einstellungsmöglichkeiten.

Ich könnte viele weitere Aspekte auftischen und Vergleiche anstellen, aber falls man mit openSUSE noch nie etwas zutun hatte, macht man sich am besten selbst ein Bild davon, indem man es Mal ausprobiert. Jedenfalls bin ich viel zu sehr mit openSUSE zufrieden, als dass ich Wert auf eine Zeit von 2 Sekunden zum Hochfahren des Rechners lege und eine ganz andere Distribution dafür wähle.

Und da ich für die Installation von DWM unter openSUSE im Internet keine vorhandene Anleitung gefunden hatte, habe ich mir Mal die Mühe gemacht, selber eine zu verfassen.

Im Folgenden beschreibe ich also die notwendigen Schritte von Beginn der openSUSE-Grundinstallation, über die Einrichtung des Systems und der Installation von DWM und zugehörigen suckless-Programmen bis hin zum ersten Start des DWM Window Managers.

Dazu sei nochmal betont, dass jegliche Software von suckless.org für fortgeschrittene Anwender gedacht ist. Sie ist möglichst minimal gehalten und erfordert das Patchen des Programmcodes (in C), um die jeweils gewünschten Funktionen nachzurüsten.

Und außerdem noch folgender Hinweis:

Leider werden unter Windows nach meinem Wissen viele grundlegende Dateioperationen nach wie vor unnötigerweise umständlich gehalten, sodass die Verwendung von Drittanbieter-Software notwendig ist.

Mir ist schon bewusst, dass man unter Windows 10 seit einiger Zeit ein Linux-Subsystem per Häkchen in den Einstellungen aktivieren kann, jedoch hatte ich damit nie zutun gehabt und kann nicht sagen, ob man über dieses Subsystem zum Beispiel auch angeschlossene USB-Speichermedien ohne zusätzlichen Konfigurationsaufwand dort auffinden und darauf schreiben kann. Falls man dies selbstständig auf die Reihe bekommt, kann man bei der Erstellung des openSUSE-Installationsmediums den Linux-Anweisungen folgen.

Nun wünsche ich viel Erfolg mit der openSUSE + DWM-Installation und hoffe, mit dieser Anleitung Hilfe zu leisten. Bei auftretenden Fragen oder Problemen kann man mir gerne eine E-Mail schicken (kontakt@kantinen-lieferservice.de).

1. openSUSE installieren

Zuallererst erläutere ich das Herunterladen von openSUSE, die Erstellung eines Installationsmediums und die letztendliche Installation des openSUSE-Grundsystems. Dabei zeige ich die Software-Pakete auf, die ich zum Installieren an- und abwähle, um ein möglichst minimales System mit DWM als einzige grafische Oberfläche zu schaffen.

Falls man openSUSE bereits installiert hat, kann man an dieser Stelle mit dem nächsten Schritt fortfahren.

1.1. Installationsdatei herunterladen

Um openSUSE installieren zu können, muss man eine Installationsdatei herunterladen und diese auf ein USB-Speichermedium oder eine DVD schreiben. Das Speichermedium muss für eine Offline-Installation eine Speicherkapazität von mindestens 4 GB haben.

Für den Download besucht man die Seite opensuse.org und wählt entweder die Variante Tumbleweed oder Leap zum Herunterladen aus.

Bildschirmfoto von opensuse.org

Tumbleweed ist, wie auch Arch Linux, eine Rolling Release-Distribution und bringt möglichst aktuelle, aber gleichzeitig auch ausreichend getestete Software. Mit einem Rolling Release-Modell erscheinen alle Software-Updates auf unbegrenzte Zeit fortlaufend, es muss also kein aufwändiges System-Update auf eine höhere Version gemacht werden.

Die Leap-Variante kommt jährlich mit einer neuen Version, welche in der Regel für mindestens 18 Monate mit Aktualisierungen versorgt wird. Außer bei sicherheitsrelevanten Aktualisierungen bleiben hierbei mehr oder weniger die Software-Versionen auf einem sorgfältig bestimmten Stand, sodass man für den Nutzungszeitraum einer Leap-Version nicht mit drastischen Änderungen rechnen muss und ein äußerst stabiles System durch die viel ausgiebiger geprüfte Software-Auswahl bekommt.

Für meinen Computer wähle ich die Leap-Variante aus. Daraufhin kann ich das DVD-Image (~ 4 GB) herunterladen.

Alternativ kann man das Netzwerk-Image auswählen, benötigt für die Installation dann allerdings unbedingt einen funktionierenden Internetzugang.

Falls man die Netzwerkinstallation per WLAN durchführen möchte, kann es bei bestimmten WLAN-Karten vorkommen, dass der spezielle Treiber im Netzwerk-Installationssystem, welches nun Mal möglichst kompakt beschaffen ist, nicht vorhanden ist. Daher sollte man sicherstellen, die Installation auch per Netzwerkkabel durchführen zu können.

Bildschirmfoto der openSUSE Leap 15.2 Downloads-Seite

Hat man den Download der Installationsdatei abgeschlossen, sollte man die heruntergeladene Datei unbedingt überprüfen. Es könnte nämlich sein, dass die Dateiübertragung fehlerhaft war oder die Datei durch Dritte kompromittiert wurde.

1.2. Download verifizieren

Auch wenn es übertrieben erscheinen mag, weil mit Downloads ja meistens alles in Ordnung ist, sollte man gerade bei der Installationsdatei für ein gesamtes Betriebssystem diese einmalige manuelle Prozedur durchführen, bevor man sich ein von Grund auf defektes oder mit Spionagesoftware verschändeltes Betriebssystem installiert! Falls dies nicht überzeugend genug ist, erinnere ich an das Jahr 2016, wo die vielgenutzte Linux-Distribution Linux Mint von einem Hack auf ihrer Website betroffen war und die Installationsdateien kurzzeitig kompromittiert waren (Siehe Linux Mint-Blogpost). Wem das zu unbedeutend ist, sollte berücksichtigen, dass selbst große Softwarekonzerne hin und wieder von Hacks betroffen sind und beispielsweise manipulierte (Zwangs-)Updates verteilen.

Die Arbeit mit der Überprüfung kann man sich aber auch ersparen, indem man sich eine originale openSUSE-Installations-DVD für circa 40 Euro (Handbuch inklusive) käuflich erwirbt, wodurch eine Spende an das freie openSUSE-Projekt geht. Ohne großartig Werbung zum Geld ausgeben machen zu wollen, gibt es hier den Link, wenn man openSUSE tatsächlich kaufen möchte (bringt außer der fertigen Installations-DVD, dem Handbuch und Rabattgutscheinen für andere Internetshops keinen Mehrwert für einen selbst): https://de.opensuse.org/OpenSUSE_kaufen.

Zurück zum Thema, wie man es selbst macht. Unter dem großen Download-Button, mit dem man die Installationsdatei heruntergeladen hat, gibt es einen weiteren Link mit der Bezeichnung »Checksum«. Dort klickt man drauf um noch eine weitere Datei mit einer Prüfsumme herunterzuladen, die mit der noch zu ermittelnden Prüfsumme der heruntergeladenen Installationsdatei übereinzustimmen hat.

So hat man also ein Mal eine ISO-Datei heruntergeladen (die Installationsdatei) und die zugehörige SHA256-Prüfsummendatei.

1.2.1. Checksumme überprüfen

Unter Microsoft Windows:

Um auf das Hinzuziehen von Drittanbieter-Software zu verzichten, beschreibe ich die Möglichkeit, Checksummen mit der Windows PowerShell zu berechnen.

Öffne zunächst die PowerShell über das Windows-Startmenü.

Gebe in das soeben geöffnete PowerShell-Fenster folgenden Befehl ein, um zum Download-Verzeichnis zu navigieren:

cd Downloads

Mit dem dir -Befehl listest du alle Dateien im Downloads-Ordner auf und siehst so unter anderem den genauen Dateinamen der heruntergeladenen Installationsdatei (z. B. openSUSE-Leap-15.2-DVD-x86_64.iso).

Benutze schließlich folgenden Befehl, um die Prüfsumme für die Installationsdatei zu berechnen:

certUtil -hashfile openSUSE-Leap-15.2-DVD-x86_64.iso

* Dateiname ist bei abweichender Version/Variante anzupassen

Nun muss diese Prüfsumme mit der anderen Prüfsumme in der heruntergeladenen Datei openSUSE-Leap-15.2-DVD-x86_64.iso.sha256 übereinstimmen. Mit folgendem Befehl lässt man sich den Dateiinhalt ausgeben:

type openSUSE-Leap-15.2-DVD-x86_64.iso.sha256

* Dateiname ist bei abweichender Version/Variante anzupassen

So werden nun beide Prüfsummen angezeigt. Stimmen die beiden Prüfsummen überein, so hat man sichergestellt, dass die Installationsdatei zumindest fehlerfrei vom Server heruntergeladen wurde. Im nächsten wichtigen Schritt wird die Herkunft verifiziert.

Unter Linux und UNIX:

Je nachdem, welche Distribution mit welchem Desktop man verwendet, hat man eventuell grafische Programme zum benutzerfreundlichen errechnen einer Prüfsumme installiert.

Beim KDE Plasma Desktop kann man im Dateimanager zum Beispiel über einen Rechtsklick auf eine beliebige Datei die Prüfsumme berechnen ("SHA256" auswählen).

Hier zeige ich nun den Weg über die Kommandozeile, der unter so ziemlich allen Linux-Distributionen und UNIX-Systemen, wie FreeBSD und OpenBSD, funktioniert.

Zunächst öffnet man ein neues Konsolen-Fenster und wechselt dort in das Downloads-Verzeichnis, in dem sich die heruntergeladenen Dateien befinden:

cd Downloads

Anschließend vergleicht man folgendermaßen die Prüfsummen beider heruntergeladenen Dateien:

sha256sum -c openSUSE-Leap-15.2-DVD-x86_64.iso.sha256 

* Dateiname ist bei abweichender Version/Variante anzupassen

Erhält man als Rückgabe ein "OK", wurde die Installationsdatei zumindest fehlerfrei vom Server heruntergeladen.

1.2.2. GPG-Signatur überprüfen

Nun sollte noch überprüft werden, ob die Installationsdatei auf dem Server nicht von Bösewichten manipuliert wurde.

Dazu lädt man sich wiederum eine weitere Datei von der Downloads-Unterseite herunter. Und zwar scrollt man ein Stückchen runter und findet dort folgenden Link, den ich hier rot unterstrichen habe:

Bildschirmfoto der Verify your download-Unterseite

Unter Microsoft Windows:

Als Nicht-Windows-Nutzer konnte ich zum Thema "GPG Signatur überprüfen" auf die Schnelle leider noch nichts Brauchbares im Internet finden.

Ich empfehle daher, das Windows Subsystem für Linux zu verwenden und den Linux-Anweisungen unten zu folgen.

Wie man dieses Subsystem unter Windows 10 aktiviert und verwendet bitte ich woanders nachzuschauen, um den Rahmen dieser Anleitung nicht allzu sehr zu sprengen.

Unter Linux und UNIX:

Auch, wenn es äußerst unwahrscheinlich ist, dass GnuPG nicht vorinstalliert ist, sollte man erst Mal überprüfen, ob der gpg-Befehl funktioniert. Ist dies nicht der Fall, sollte man »gpg« über die Software-Verwaltung nachinstallieren.

Bevor man die Signatur überprüfen kann, muss man den öffentlichen Schlüssel des openSUSE-Projekts importieren. Falls man gerade openSUSE verwendet, erübrigen sich die folgenden zwei Befehle natürlich:

gpg --recv-keys 0x22C07BA534178CD02EFE22AAB88B2FD43DBDC284
$ gpg --fingerprint "openSUSE Project Signing Key opensuse@opensuse.org"

Hat man den öffentlichen Schlüssel importiert, kann man die Signatur des Downloads folgendermaßen verifizieren:

gpg --verify openSUSE-Leap-15.2-DVD-x86_64.iso.sha256 

* Dateiname ist bei abweichender Version/Variante anzupassen

Führt man den Befehl aus, sollte man in etwa folgende Ausgabe erhalten:

gpg: Good signature from "openSUSE Project Signing Key opensuse@opensuse.org"

Wichtig ist, dass der Primary Key Fingerprint mit dem bei der openSUSE-Downloadseite übereinstimmt.

Die Warnung bezüglich einer "trusted signature" hat für diese Überprüfung keine Bedeutung, denn sie sagt nur aus, dass du den Schlüssel nicht selbst signiert hast.

Sollten in der Ausgabe Wörter wie BAD, CRC, error oder no signature found vorkommen, sollte man den Download wiederholen und die Checksummen- und GPG Signatur-Überprüfung erneut durchführen.

1.3. Installationsmedium vorbereiten

Als nächsten Schritt muss die heruntergeladene openSUSE-Installationsdatei auf ein USB-Speichermedium geschrieben oder auf einen DVD-Rohling gebrannt werden.

Da heutzutage wohl kaum noch jemand eine DVD brennt, zeige ich hier, wie man die Installationsdatei auf ein USB-Medium schreibt. Anleitungen zum DVD brennen gibt es im Internet auch genug. Man sollte allerdings darauf achten, die DVD nicht irrtümlicherweise anzuzünden.

Aber nun zurück zum USB-Speichermedium.

Indem man die Installationsdatei auf das Speichermedium schreibt, werden vorhandenen Daten auf dem USB-Speichermedium überschrieben. Daher unbedingt vorher alle Dateien auf einem anderen Speichermedium sichern!

Ist man sich sicher, dass auf dem USB-Medium keine Dateien zu sichern vergessen wurden, kann man die openSUSE-Installationsdatei nun darauf schreiben. Nochmal: Hierdurch werden bestehende Dateien auf dem zu verwendenden Speichermedium unwiderruflich GELÖSCHT.

Unter Microsoft Windows:

Die hochbezahlten Windows-Entwickler haben im Desktop-Bereich nicht die Notwendigkeit gesehen, ein Programm zum Schreiben von Datenträgerabbildern (1:1 Kopien von Speichermedien) mitzuliefern. Sie bieten zwar das Windows Media Creation Tool zum Download bei der Microsoft-Website an, mit diesem kann man aber ausschließlich das Windows-Installationssystem auf einen Datenträger schreiben.

Man muss sich also wie gewohnt an Software von Drittanbietern bedienen, und hierzu empfehle ich wärmstens das Programm Balena Etcher, welches super-einfach zu bedienen ist. Das Programm würde ich auch macOS-Nutzern & Linux-Anfängern empfehlen, die bereits über die notwendigen Systemwerkzeuge verfügen, es aber unbedingt ein grafisches Programm zum Durchklicken sein muss.

Herunterladen tut man Balena Etcher am besten bei der offiziellen Balena Etcher-Website.

Hat man Balena Etcher heruntergeladen und installiert, startet man das Programm und wählt bei "Select image" die openSUSE-Installationsdatei aus dem Downloads-Ordner aus.

Unter "Select drive" gibt man das gewünschte USB-Speichermedium an. Hierbei unbedingt darauf achten, dass das richtige Gerät angegeben wird und die darauf vorhandenen Dateien gesichert wurden.

Wenn alles korrekt ausgewählt ist, auf "Flash!" drücken und warten, bis der Schreibvorgang abgeschlossen ist. Damit kann das USB-Speichermedium nun für die openSUSE-Installation verwendet werden.

Aber noch nicht den Windows-PC neustarten, sondern erst den nächsten Schritt durchführen.

Unter Linux und UNIX:

Um bei den grundlegendsten Bordmitteln zu bleiben, die auf allen Linux- und Unix-Systemen vorinstalliert sind, verzichte ich für diese Anleitung auf ein grafisches Programm. Man kann aber beispielsweise Balena Etcher oder das GNOME-Werkzeug zum Erstellen von Laufwerksabbildern verwenden (hierzu macht man beim GNOME-Desktop oder GNOME-basierenden Umgebungen einfach einen Rechtsklick auf die .iso-Datei und wählt die entsprechende Option aus dem Kontextmenü aus).

Um über die Kommandozeile das openSUSE-Installationssystem auf ein USB-Speichermedium zu schreiben, muss man zunächst die Bezeichnung des gewünschten Speichermediums herausfinden.

Ist das zu verwendende USB-Speichermedium bereits am Rechner angeschlossen und im Dateisystem eingebunden (im Zweifel greife mit dem Datei-Manager auf das USB-Speichermedium zu), kann man mit dem Kommando

df -Th

dieses Speichermedium anhand der Speichergröße, dem Label und dem Einhängepunkt (z. B. /run/media oder /media) deutlich erkennen. Ist dem so, sollte man es zunächst aus dem Dateisystem aushängen, damit dieses neu formatiert werden kann. Dies funktioniert mit

umount /dev/xxx

, wobei "xxx" mit der Datei-Bezeichnung des Datenträgers (z. B. sdb) zu ersetzen ist.

Falls das df-Kommando nicht weitergeholfen hat und man sich nicht zu 100% sicher ist wie die aktuelle Datei-Bezeichnung des USB-Speichermediums lautet, steckt man das USB-Speichermedium raus und führt den Befehl

dmesg -w

aus. Dieser Befehl gibt die Kernel-Meldungen aus, und mit dem Parameter "-w" werden alle weiteren Kernel-Meldungen mitverfolgt und live ausgegeben. Je nach System-Setup muss der Befehl mit vorangestelltem »sudo« ausgeführt werden.

Anschließend steckt man das USB-Medium wieder ein und drückt, nachdem neue Zeilen erschienen sind, STRG + C gleichzeitig, um die Ausführung des dmesg-Befehls abzubrechen.

Die neuen Zeilen, die sich auf das angeschlossene Speichermedium beziehen, beginnen mit der zugewiesenen Bezeichnung (z. B. sdb).

Damit ist die Dateibezeichnung für das Speichermedium bekannt. Nun kann das openSUSE-Installationssystem auf das USB-Speichermedium geschrieben werden.

Hierzu wechselt man ins Downloads-Verzeichnis, in der sich die openSUSE-Installationsdatei befindet und führt folgenden Befehl zum Schreiben der ISO-Datei auf das USB-Speichermedium aus:

sudo dd if=openSUSE-Leap-15.2-DVD-x86_64.iso of=/dev/xxx status=progress && sync

* Dateiname ist bei abweichender Version/Variante anzupassen

** "xxx" ist zu ersetzen mit der ermittelten Dateibezeichnung für das USB-Gerät

Ist der Schreibvorgang abgeschlossen, kann man mit dem Unterkapitel 1.5 fortfahren.

1.4. Windows 8/10-Einstellungen anpassen

Ab Windows 8 wird standardmäßig ein Schnellstartmodus verwendet, der beim Herunterfahren des Rechners Windows-Daten im Arbeitsspeicher für den nächsten Systemstart behält und den direkten Zugriff auf das BIOS-Setup verhindert, indem der BIOS-Bootscreen/-Splashscreen übersprungen wird.

Um überhaupt andere Betriebssysteme auf solchen Rechnern betreiben zu können, muss in der Windows-Systemsteuerung bei den Energiespareinstellungen unter den Erweiterten Optionen die Schnellstartoption deaktiviert werden. Damit diese Einstellung aber angezeigt wird, muss man im Fenster oben auf den blau markierten Link "Einige Einstellungen sind momentan nicht verfügbar" oder so ähnlich klicken.

Alternativ kann man über die Windows-Starthilfeoptionen auswählen, dass man einmalig ins BIOS Setup starten möchte.

Wurde die Schnellstartoption deaktiviert, kann man das BIOS-Setup beim Hochfahren des Rechners durch die eventuell auf dem BIOS-Bootscreen angezeigte Taste (z. B. F1 oder ENTF) für das Setup aufrufen.

Falls man beim Hochfahren des Rechners keine Tastenzuweisungen angezeigt bekommt, muss man im Laptop/Mainboard-Handbuch oder im Internet suchen, welche Taste man für sein Gerät beim Hochfahren drücken muss, um in das BIOS-Setup zu gelangen. Laptopnutzer suchen dabei nach der genauen Modellbezeichnung des Laptop-Computers, während Desktop-Anwender nach dem verbauten Mainboard suchen.

Als Windows-Nutzer hat man außerdem höchstwahrscheinlich die BIOS-Einstellung "FastBoot" aktiviert, die bewirkt, dass beim Start des Rechners nicht alle angeschlossenen Hardware-Geräte initialisiert werden. Diese empfehle ich auch im BIOS-Setup zu deaktivieren, da Linux-Betriebssysteme, erst recht mit einer SSD, im Allgemeinen schnell genug starten. Auch auf Dauer kann ich zweifellos bestätigen, dass Linux-Betriebssysteme nicht langsamer werden, je mehr man daran verändert.

1.5. openSUSE-Installation durchführen

Mit dem eingesteckten oder eingelegten openSUSE-Installationsmedium startet man nun den Rechner neu und drückt direkt beim Hochfahren, gerne auch mehrmals, die Taste um ins Bootmenü zu gelangen. Alternativ kann man auch die Taste für das BIOS-Setup drücken und dort die Bootreihenfolge so verändern, dass das angeschlossene USB-Medium oder die DVD als Erstes versucht wird zu starten.

Hat man den Rechner also vom openSUSE-Installationsmedium gestartet, begrüßt einen zunächst das Bootmenü für das Installationssystem.

Standardmäßig ausgewählt sollte der Menü-Eintrag "Installation" sein, andernfalls wählt man diesen mit den Pfeiltasten aus und drückt dann die Eingabe-Taste.

Dann wird das Installationssystem erst Mal geladen, was ungefähr 1 bis 2 Minuten dauern kann. Verglichen mit anderen, ähnlich großen Linux-Distributionen wie Ubuntu oder Fedora, lädt das openSUSE-Installationssystem spürbar länger.

Dafür kann ich aber aus eigener Erfahrung (ich habe die Installationsprozesse diverser Linux-Systeme mehrmals durchgeführt) sagen, dass es trotz der Komplexität des openSUSE-Installers zugunsten der grafischen, benutzerfreundlichen Oberfläche mit sehr vielen Einstellungsmöglichkeiten nie zu Stabilitätsproblemen kam.

Beim grafischen Ubuntu-Installer musste ich manchmal die Festplattenpartitionierung doppelt bestätigen, da sie erst beim zweiten Mal richtig eingelesen wurde und der Fedora Installer scheint trotz der wenigen Einstellungsmöglichkeiten träge und auch dort muss man manchmal Einstellungen doppelt anwenden.

1.5.1. Sprache, Tastatur & Lizenzvereinbarung

Nach der überstandenden Wartezeit erscheint der erste Schritt der Installationsvorbereitung, bei dem man oben die Systemsprache festlegt. Dabei wird automatisch die länderspezifische Tastaturbelegung eingestellt, die man in der Regel einfach akzeptieren kann.

Falls man allerdings Akzenttasten, wie "é" eingeben können möchte, muss man die voreingestellte Tastaturbelegung anpassen.

Wenn man viel mit Shell-Befehlen arbeitet, und Skripte oder Programme schreibt, stören die Akzenttasten allerdings eher, da man immer doppelt die "´"-Taste drücken muss, damit man dieses Zeichen eingeben kann. Wahrscheinlich ist dies der Grund, dass Akzenttasten bei openSUSE standardmäßig deaktiviert sind.

Natürlich lassen sich auch nach der Installation andere Tastaturbelegungen einstellen oder man verwendet vielleicht sogar mehrere Belegungen zwischen denen man per Druck einer Tastenkombination wechseln kann.

Unter den Sprach- und Eingabeeinstellungen findet man außerdem, für Linux-Installationssysteme eher unüblich, eine Lizenzvereinbarung. Der Text an sich ist gut verständlich und kann binnen 5 Minuten gelesen werden. Ein paar wenige Verweise auf US-Gesetzestexte gibt es aber. Solange man openSUSE nicht verwendet, um Atomraketen abzufeuern, sollte alles im grünen Bereich sein.

Danach klickt man unten rechts auf "Weiter".

1.5.2. Manuelle Netzwerk-Einrichtung

Falls man kein Netzwerkkabel angeschlossen hat oder die automatische Herstellung der Internetverbindung gescheitert ist, erscheint nun das Netzwerkkonfigurations-Modul. Auf dem ersten Blick sieht das ziemlich kompliziert aus, da es so viele Einstellungsmöglichkeiten gibt, aber letztendlich möchte man in der Regel einfach nur ein Netzwerk auswählen und sich mit dem dazugehörigen Passphrase verbinden. Und mehr Schritte sind hier auch gar nicht notwendig.

Oben sieht man die Reiter "Globale Optionen", "Übersicht", "Hostname/DNS" und "Routing".

Man befindet sich anfangs beim "Übersicht"-Reiter und sieht also in der Mitte eine Liste mit den verfügbaren Netzwerk-Interfaces. Meistens hat man zwei, eben die Möglichkeit mit einer LAN-Verbindung oder eine kabellose Netzwerkverbindung per WLAN. Möchte man beispielsweise eine WLAN-Verbindung herstellen, wählt man das entsprechende Interface (z. B. wlan0) aus der Liste aus und klickt unten auf "Bearbeiten".

Anschließend nimmt man folgende Einstellungen vor:

Einstellung Wert
Betriebsmodus verwaltet
Netzwerkname (ESSID) *Genaue Bezeichnung des WLANs
Authentifizierungsmodus WPA-PSK ("Heimnetz")
Passwort Netzwerkschlüssel eingeben

Unten rechts bestätigt man das Ganze und landet wieder beim vorherigen Bildschirm.

Es bietet sich außerdem an, den vorgegebenen Rechnernamen zu ändern, denn standardmäßig wird per DHCP ein Hostname angefordert (sinnvoll für Server), oder es wird halt ein relativ zufälliger Rechnername verwendet.

Um den Rechnernamen zu ändern, wechselt man oben in den "Hostname/DNS"-Reiter und ändert zu allererst die Einstellung "Hostname über DHCP setzen:" auf "nein".

Dann kann man im Eingabefeld darüber einen statischen Hostnamen für den Rechner angeben.

Weitere Einstellungen müssen nicht vorgenommen werden, daher kann man die Einstellungen unten rechts bestätigen. Daraufhin wird die Netzwerkverbindung auch schon hergestellt.

1.5.3. Online-Repositories

Bei aktiver Internetverbindung erscheint eine Meldung, ob man die Online-Repositories schon jetzt aktivieren möchte. Dies erspart es, nach der Installation erst die ganzen Updates zu installieren, indem die aktuellsten Pakete bereits mit der Installation von openSUSE heruntergeladen und installiert werden und alles andere eben vom Installationsmedium.

Es empfiehlt sich auf jeden Fall, die Meldung mit "Ja" zu beantworten, außer man hat zurzeit keine stabile oder nur sehr langsame Internetverbindung.

Im anschließenden Fenster belässt man die Voreinstellungen so, wie sie sind. Die nicht angehakten Software-Quellen sind ausschließlich für Entwickler nützlich. Man klickt also auf "Weiter".

1.5.4. Systemrolle

Nun kann man, je nach Anwendungszweck, aus den beiden großen Linux-Desktops KDE Plasma 5 und GNOME 3 wählen, einen allgemeinen Basis-Paketsatz für eine andere grafische Benutzeroberfläche installieren oder eine für Server angepasste Software-Auswahl ohne Grafikbibliotheken usw. auswählen.

Möchte man, wie ich, den DWM als einzige grafische Benutzerschnittstelle verwenden, fallen KDE Plasma 5 und GNOME 3 natürlich weg. Sinn macht entweder die hierzu vorgesehene Option "Allgemeiner Desktop" oder die Server-Variante.

Die Server-Option hat für ein Desktop-System aber den Nachteil, dass man ein paar Voreinstellungen anpassen muss. Zum Beispiel möchte man bei Server-Systemen üblicherweise einen SSH-Server für die Fernwartung betreiben, der am besten gleich nach der Installation läuft. Bei Desktop-Systemen hingegen möchte man höchstens einen SSH-Client verwenden, für den man weder einen installierten SSH-Server braucht, noch eine Portfreigabe in der Firewall für den SSH-Port wünscht. Außerdem möchte man mit Sicherheit bei einem Desktopsystem das Netzwerk mit dem NetworkManager verwalten, dessen einfache Bedienbarkeit mit den mitgelieferten Programmen man von fast allen Linux-Distributionen, einschließlich Linux Mint und Ubuntu kennt — bei der Server-Rolle wird nämlich standardmäßig der Wicked-Dienst genutzt.

Wenn es um das Einsparen von Software-Paketen geht, die man gar nicht braucht, spart man sicherlich das eine oder andere Paket, jedoch habe ich mich für die Systemrolle "Allgemeiner Desktop" entschieden, da ich die Software-Auswahl sowieso vor der Installation manuell anpasse.

Für jene, die als Option hier die Server-Rolle auswählen, zeige ich — noch vor der openSUSE-Installation — wie man die oben erwähnten Einstellungen ganz einfach ändern kann.

1.5.5. Partitionierung

Als Nächstes muss die Partitionierung der Festplatte(n) vorgenommen werden.

Hierzu erhält man direkt einen automatischen Vorschlag, der die bereits auf der "Hauptfestplatte" befindlichen Betriebssysteme berücksichtigt. Hat man beispielsweise Windows oder irgendein anderes Betriebssystem auf der Festplatte installiert, würde openSUSE nach Möglichkeit die große Systempartition (Laufwerk C oder Root des Dateisystems) verkleinern, sodass man im Endeffekt zwei separate Betriebssysteme auf einer Festplatte gespeichert hat und beim Systemstart auswählen kann, welches der installierten Betriebssysteme man starten möchte.

Falls man bereits ein Betriebssystem installiert hat und diesen Dualboot möchte, kann man an dieser Stelle weiter drücken, sofern man mit der Aufteilung des Speicherplatzes zufrieden ist. Andernfalls kann man das "Geführte Setup" auswählen.

Ich für meinen Teil verwende keinen Dualboot und partitioniere die Festplatten immer von Hand. Erst recht, weil ich die Partitionen auf mehrere Festplatten aufteilen möchte. Daher zeige ich hier, wie man die manuelle Partitionierung mit dem "Experten-Partitionierer" vornehmen kann. Das Wort "Experte" ist vielleicht ein bisschen ungeeignet, da man sich auch hier einfach durch Menüs und Einrichtungsassistenten klickt.

Man klickt also unten auf "Experten-Partitionierer" und wählt dann "Start mit vorhandenen Partitionen" aus, um mit einer unveränderten Partitionierung zu starten.

Hinweis: Bis zum allerletzten Schritt der Installationsvorbereitung, der auch eine ausdrückliche Bestätigung erfordert, wird nichts an den Festplatten verändert. Also entspannt bleiben ;)

Befindet sich zurzeit kein anderes Betriebssystem auf der Festplatte, was man zwecks Dual-Boot behalten möchte, erstellt man zunächst eine neue Partitionstabelle. Hierzu wählt man die gewünschte Festplatte aus der Liste aus und klickt dann unten, bei "Partitionen", auf die Option "Partitionstabelle erstellen". Daraufhin wählt man als Partitionsschema "GPT" aus.

Weiß man, dass man einen älteren Rechner ohne (U)EFI (Unified Extensible Firmware Interface) verwendet, kann man stattdessen "MBR" (Master Boot Record) auswählen.

Hinweis: Ab openSUSE Leap 15.3 findet man die Option für das Erstellen einer neuen Partitionstabelle nicht unten, sondern oben bei "Gerät → Neue Partitionstabelle erstellen…".

In meinem Beispiel habe ich eine SSD und eine Festplatte angeschlossen, wobei das Betriebssystem voll und ganz auf der SSD landen soll, während alle meine persönlichen Dateien, einschließlich sämtlicher Konfigurationsdateien für meine verwendeten Programme, auf der Festplatte Platz finden sollen.

Selbst, wenn man nur eine Festplatte für alles verwenden möchte, sollte man seine persönlichen Dateien (/home) auf eine separate Partition auslagern. Bei einer zukünftigen Neuinstallation irgendeines Linux- oder BSD-Betriebssystems kann man hierdurch alle seine Daten ganz bequem behalten.

Ich verstehe bis heute nicht, warum es diese Möglichkeit bei Windows gar nicht gibt. Okay, man kann seit Windows 10 nur seine Downloads, Bilder, Videos und Dokumente auf eine andere Festplatte auslagern, aber befindet sich dort alles was man braucht, sodass man etwa keine aufwändige Datensicherung vor dem Neuinstallieren anlegen muss? Schade dass man den zahlenden Kunden diesen leicht umzusetzenden Komfort nicht anbietet.

In meinem Fall auf die SSD geklickt, führe ich über den Button "Partition hinzufügen…" jeweils folgende Partitionen hinzu (ansonsten die Hauptfestplatte auswählen):

Falls man bloß eine Festplatte verwendet, wäre die Partitionierung an dieser Stelle vollendet.

Hat man bereits eine anderes Linux- oder BSD-System auf der Festplatte installiert und dafür eine separate Home-Partition erstellt, stellt man unbedingt sicher, dass für diese Partition kein "F" (Formatieren) steht, da sonst alle Benutzerdaten verloren gehen. Den Einhängepunkt kann man für diese Partition auf "/home" setzen oder eine zusätzliche Home-Partition erstellen.

Möchte man seine Heimat-Partition auf einer anderen Festplatte haben, wählt man beim Erstellen einer Partition auf der gewünschten Festplatte die Option "Daten und ISV-Anwendungen" aus. Der Einhängepunkt am Dateisystem wäre somit "/home". Das vorgegebene Dateisystem "XFS" funktioniert am effizientesten bei großen Dateien, alternativ kann man das Ext4-Journaling-Dateisystem (unter Linux meist Standard) wählen. Die Option für eine Verschlüsselung ist für diese Partition empfehlenswert.


Nachtrag vom 20. Mai 2022:

Manche relativ prominente Tech-YouTuber machen sich über den Einsatz einer Festplattenverschlüsselung geradezu lustig, weil man ja nichts zu verbergen hat und sich sowieso niemand um die privaten Daten auf der Festplatte schert.

Gerade bei einem mobilen Computer, der auch mal irgendwo vergessen werden oder gar gestohlen werden kann, könnte diese hirnlose Argumentation direkt von einem "Experten" aus dem Bundestag kommen. Ich gehe von aus, diese YouTuber leben in der Annahme, dass kein Mensch sensible Daten (Onlinezugänge, Finanzen, Kundendaten, Chatverläufe, ...) auf dem Rechner hat und der PC für die Meisten ein reines Unterhaltungsgerät zum Zocken und Filme schauen ist.


Hat man alle Partitionen angelegt, bestätigt man das ganze und wirft einen genauen Blick auf die Zusammenfassung. Dort steht, was gelöscht, verkleinert und neu erstellt wird.

Anschließend klickt man auf "Weiter".

1.5.6. Uhr und Zeitzone

Die Zeitzone sollte bereits richtig eingestellt sein, ansonsten wählt man eben die richtige Zeitzone aus.

Dann klickt man auch schon auf "Weiter".

1.5.7. Lokaler Benutzer

Nun legt man einen Benutzer an, den man zum alltäglichen Arbeiten verwendet.

Der vollständige Benutzername wird, wie bei anderen Betriebssystemen ebenfalls, beispielsweise von E-Mail und Office-Programmen zur automatischen Identifizierung des Verfassers verwendet. Falls man möchte, kann man hier seinen Vor- und Nachnamen angeben.

Danach passt man gegebenenfalls seinen Benutzernamen für das System an. Bitte in Kleinbuchstaben. Auch der Benutzername wird von bestimmten Netzwerkprogrammen, in ihren Standardeinstellungen, mitgeschickt werden. Dies betrifft übrigens ebenso jedes andere Betriebssystem.

Für den Benutzer legt man, wie üblich, ein Passwort fest, das man zum Anmelden als Nutzer und auch als Systemadministrator verwenden kann, je nachdem ob man die beiden Einstellungen direkt darunter aktiviert oder nicht. Die Option "automatische Anmeldung" sollte man besser deaktivieren.

1.5.8. Installationseinstellungen

Hiermit wären wir am letzten großen Schritt der openSUSE-Installation angekommen.

Es gibt an dieser Stelle viele, viele Möglichkeiten, das zu installierende System auf seine Bedürfnisse anzupassen, statt dies erst nach der Installation umzusetzen, so wie man es von Windows und macOS, aber auch von Ubuntu, Fedora, Manjaro und so weiter kennt.

Ich werde hier meine individuellen Anpassungen aufzeigen, die ich so vorgenommen habe, um möglichst keine unnötigen Software-Pakete mitzuinstallieren, dafür aber alle möglichen Programme zu installierem, die ich tagtäglich verwende.

1.5.8.1. Systemstart-Einstellungen

Zunächst widme ich mich den Einstellungen für den Systemstart. Dazu klicke ich auf die erste farbig-fett-unterstrichene Überschrift.

In diesem Modul nehme ich folgende Änderungen vor:

nur falls man eine NVIDIA-Grafikkarte benutzt, entfernt man aus den Kernelparametern:

splash=silent quiet

und fügt hinzu:

nomodeset plymouth.enable=0

Damit werden Darstellungsprobleme mit NVIDIA-Grafikkarten, insbesondere wenn man nicht den offiziellen NVIDIA-Treiber verwendet, vermieden.

Die Standard-Option besagt, dass die Bildschirmauflösung standardmäßig automatisch erkannt werden soll. Leider wird die Auflösung für meinen Monitor jedes Mal falsch erkannt, daher setze ich die Auflösung, meinem Monitor entsprechend, einfach auf 1920x1080 Pixel.

Die Standard-Wartezeit beim GRUB-Bootmenü dauert mir persönlich zu lang. Diesen Timeout habe ich auf 5 Sekunden festgelegt, sodass ich noch ohne Hektik die Möglichkeit habe, den automatischen Startvorgang abzubrechen um beispielsweise Snapshots aus dem Bootloader heraus zu starten. Gibt man hier "0" ein, wird das Bootmenü übersprungen (verhindert das Starten von Snapshots aus dem Bootloader; mit hastigem Gedrücke auf Esc unmittelbar nach dem BIOS-Splashscreen erreicht man das GRUB-Bootmenü allerdings dann doch noch)

1.5.8.2. Software-Auswahl

Nun zur Software-Auswahl, für die man auf die zweite Überschrift klickt.

Um einzelne Programme an- und abwählen zu können, klickt man unten links auf "Details".

Die Schemata sind sehr hilfreich, um einen guten Überblick darüber zu haben, was alles installiert wird — und installiert werden kann.

Im Folgenden präsentiere ich meine Anpassungen bei der Software-Auswahl. Ich bitte zu berücksichtigen, dass ich als Systemrolle die Option "Allgemeiner Desktop" gewählt habe. Die minimalen Server-Varianten erfordern weitere Software-Pakete, z. B. in erster Linie einen X-Server (xorg), und dazu Xinit zum Starten über die Textkonsole oder einen Display Manager für einen grafischen Anmeldebildschirm.

Es ist noch zu berücksichtigen, dass wesentlich mehr Software-Pakete zur Installation zur Auswahl stehen, wenn man bereits eine aktive Internetverbindung hat. Manche dieser externen Pakete habe ich im Folgenden auch aufgeführt.

- Entfernte Pakete
=================

openSUSE Leap 15.3 kommt mit der Vorauswahl der zu installierenden Pakete meinen Wünschen eher entgegen, so wird zum Beispiel das DMZ-Cursortheme vorinstalliert und der TWM Window Manager hingegen nicht mehr.

Allerdings ist für mich fraglich, warum bei der Systemrolle "Allgemeiner Desktop", die als Basis für eine angepasste Auwahl gedacht ist, gleich drei verschiedene Display Manager vorinstalliert werden, sobald ich den LightDM abwähle. Abgewählt habe ich daher nochmal alle Display Manager außer "xdm", weil ich keinen einzigen wünsche und mir nicht sicher bin, ob xdm nicht essenziell für Xorg ist:

- Bei openSUSE Leap 15.3 entfernt
==============================

In meinem Fall möchte ich, dass openSUSE in den Textmodus startet, ich mich also in der Textkonsole anmelde und von dort aus mit dem »startx« Befehl den X-Server mit DWM starte. Deshalb habe ich den LightDM zur Installation abgewählt.

Den grafischen Bootscreen Plymouth habe ich abgewählt, weil dieser bei NVIDIA-Grafikkarten alles andere als ein gutes Erscheinungsbild abgibt. Und da ich sowieso in den Textmodus starte, ist es nun mal besser, den ereignisreichen Startvorgang komplett im Textmodus mitzuverfolgen.

Außerdem abwählen sollte man (bei und vor openSUSE Leap 15.2) den TWM aus dem Jahre 1987. Dieser ist der mit Abstand furchtbarste Window-Manager, den ich je verwendet habe.

Dieser wird bei openSUSE neben IceWM als Fallback-Option mitinstalliert, falls man beispielsweise seine bevorzugte grafische Oberfläche aus Versehen unbrauchbar gemacht hat und schnell einen vorübergehenden Ersatz braucht.

Der vorinstallierte IceWM ist da jedenfalls die wesentlich bessere Ausweichoption, falls der Haupt-Desktop nicht möchte.


Hier nun die Software-Pakete, die ich über das Suchfeld oben links hinzugefügt oder entfernt habe.

Fett geschrieben sind Software-Pakete, die für das Kompilieren von DWM und anderen suckless-Programmen erforderlich sind.

Sollten die gewünschten Software-Pakete, zum Beispiel wegen fehlender Internetverbindung, nicht zu finden sein, kann man diese nach der Installation mit dem YaST-Programm oder dem Befehl

sudo zypper in <Paketname>

nachinstallieren.

+ Hinzugefügte Pakete
====================


Bevor man abschließend auf "Übernehmen" klickt, möchte man noch sicherstellen, dass das Softwarepaket "MozillaFirefox" zur Installation ausgewählt ist, sofern man den Firefox überhaupt verwenden möchte; eine weitere Option wäre zum Beispiel "chromium" (Chromium Webbrowser).

1.5.8.3. Standard systemd-Ziel

Wenn man auf einen grafischen Anmeldebildschirm und somit auf einen Displaymanager (Vorgabe LightDM) verzichten möchte, ändert man die Einstellung der Überschrift »Standard systemd-Ziel« auf den Textmodus.

Wenn man grundsätzlich auf LightDM verzichten möchte, macht es Sinn, diesen nicht zu installieren (Siehe vorherigen Schritt der Software-Auswahl).

Hinweis: Stellt man das standardmäßige systemd-Ziel um, erscheint dazu ein ganz schön auffälliger Text, dass es doch empfehlenswert wäre, bei installierten Xorg-Paketen in den grafischen Modus zu booten.
Diesen Text kann man ignorieren.

1.5.8.4. Sicherheit

Für ein Desktop-System sollten die Sicherheits-Einstellungen folgendermaßen gesetzt sein:

Sollte man von anderen Rechnern aus per SSH auf diesem Rechner arbeiten wollen, würde man den SSH-Dienst stattdessen natürlich freigeben und aktivieren.

Die Einstellungen lassen sich ganz einfach hin- und herschalten, indem man auf "aktiviert", "blockieren", etc. klickt.

1.5.8.5. Netzwerkkonfiguration

Falls man bisher die Netzwerkkonfiguration noch nicht angepasst hat (weil man wegen Auto-Konfiguration bislang z. B. keinerlei Chance dazu hatte), möchte man dies an dieser Stelle mit einem Klick auf die »Netzwerkkonfiguration« tun.

Wie im anfänglichen Schritt "Manuelle Netzwerk-Einrichtung" beschrieben, kann man hierbei seinen Hostnamen (Rechnernamen) selbst festlegen und eine drahtlose Verbindung zu einem WLAN-Netzwerk einrichten, bzw. herstellen.

Installation beginnen

Hat man also die Installation wie gewünscht vorbereitet und nochmal einen letzten ausführlichen Blick auf die Installationseinstellungen geworfen, kann man mit einem Klick auf "Installieren" die Installation schließlich starten. Dabei erscheint eine letzte Meldung, die man bestätigen muss, bevor irgendetwas umgesetzt wird.
Also kann bis hierhin die Installation problemlos abgebrochen werden, ohne dass irgendetwas an den Festplatten verändert wurde.

Die Installation wird einige Minuten in Anspruch nehmen. Im Falle eines Laptops bitte die Akkuladung berücksichtigen und am besten ans Ladegerät anschließen.

2. openSUSE einrichten

In diesem Teil der Anleitung geht es um die grundlegende Einrichtung des openSUSE-Betriebssystems an sich, nachdem die Installation erfolgreich abgeschlossen und der Rechner neu gestartet wurde.

LightDM: Falls man den Displaymanager LightDM installiert hat und sich beim Systemstart vor einem grafischen Anmeldebildschirm sieht, kann man sich entweder damit einloggen und vorübergehend einen eventuell vorinstallierten Window Manager wie IceWM verwenden und dort dann ein Terminal-Fenster öffnen, oder man drückt zum Beispiel Strg + Alt + F2 zum Wechseln in eine virtuelle Konsole (TTY).

Falls man eine drahtlose Netzwerkverbindung herstellen möchte, kann man das vorinstallierte Programm nmtui verwenden, der Befehl dazu lautet:

sudo nmtui

Alternativ könnte man das Netzwerk auch per YaST konfigurieren oder sich zusätzliche Software, wie den Network Manager Connection Editor (nm-connection-editor) installieren.

2.1. Software aktualisieren

Um sicherzustellen, dass die komplette Software des neu-installierten Systems auf dem aktuellsten Stand ist, führt man bitte nach dem ersten Anmelden direkt ein Upgrade mit »zypper« durch:

sudo zypper up

2.2. Drittanbieter-Repositories hinzufügen

Um bei der Wiedergabe von Videos und Musik nicht auf fehlende proprietäre Multimedia-Formate zu stoßen oder um Grafikkarten der Firma NVIDIA mit dem offiziellen proprietären Treiber zu betreiben, müssen weitere Software-Quellen von Drittanbietern hinzugefügt werden.

Hierzu gibt es viele Möglichkeiten, jedoch bietet es sich bei openSUSE sogar in der Textkonsole an, das zentrale YaST (Yet another Setup Tool) zu verwenden.
Tatsächlich bietet das Text-Interface von YaST mit der pseudo-grafischen Oberfläche (das nennt man tatsächlich so!) und den hierbei verfügbaren Tastenkürzel besonders unter schwachen Rechnern so manche Vorteile.

Um YaST zu starten, tippt man:

sudo yast2

Daraufhin erscheint das YaST-Interface. Durch die einzelnen Menüpunkte kann man mit den Pfeiltasten navigieren. Man kann auch TAB und Shift + TAB benutzen.

In der linken Seitenleiste navigiert man zum Menüpunkt »Software« und wählt auf der rechten Seite dann »Software-Repositories«.

Dann werden einem die zurzeit konfigurierten Software-Repositories in einer übersichtlichen Tabelle aufgeführt.

An dieser Stelle müssen wir so lange TAB drücken, bis unten links der Button [Hinzufügen] angewählt ist.
Dies geht aber viel unkomplizierter und schneller, indem wir Tastenkürzel benutzen.

Der farbig-hervorgehobene Buchstabe einer Option wird zusammen mit der Alt (Alt links)-Taste gedrückt.
Sprich, möchte man auf [Hinzufügen] "klicken", drückt man Alt + i.
Solche Tastenkürzel kennt man auch aus anderen Programmen, wie Mozilla Firefox zum Beispiel.

Hat man auf [Hinzufügen] gedrückt, navigiert man als Nächstes mit den Pfeiltasten auf den Punkt "Community-Repositories" und drückt die Leertaste. Alternativ drückt man Alt + i.
Schließlich wählt man Weiter aus (wieder mit TAB navigieren oder Alt + w drücken).

Dann erhält man eine Liste mit allen verfügbaren Community-Repositories. Mit 2x TAB gelangt man in diese Listen-Auswahl.

Das Packman Repository beinhaltet zahlreiche Multimedia-Codecs, darunter auch proprietäre Formate und eine Vielzahl von vielgenutzter Drittanbietersoftware, wie beispielsweise Discord oder den Opera Webbrowser.
Möchte man diese Softwarequelle hinzufügen und auch gleich aktivieren, wählt man den Menüeintrag "Packman Repository" aus und drückt die Leertaste.

Hat man zu seiner Schande, wie auch ich, eine NVIDIA-Grafikkarte verbaut, möchte man sicherlich das offizielle nVidia Graphics Drivers-Repository aktivieren, um dann wiederum den offiziellen proprietären NVIDIA-Grafikkartentreiber zu installieren, der durch den unter Verschluss gehaltenen Code zum Steuern der Firmware höher takten kann und insgesamt wesentlich besser abschneidet, als der Open Source Treiber der Community.
Genau anders herum ist das übrigens bei AMD-Grafikkarten, wo die Open Source-Treiber dank der guten Zusammenarbeit mit AMD natürlich bereits bei allen möglichen Linux-Distributionen vorinstalliert sind und diese äußerst gut abschneiden.

Offizielle NVIDIA-Grafikkartentreiber dürfen aus Lizenzgründen seitens NVIDIA nur von ausgewählten Partnern vorinstalliert werden, was in erster Linie ein Hindernis für den Endnutzer ist, der sich den Treiber sowieso im Nachhinein von NVIDIA installieren darf und auch wird. Ein solcher Lizenzpartner ist inzwischen Canonical, sodass der Treiber unter Ubuntu Linux vorinstalliert werden darf, und unter zahlreichen anderen Distributionen nicht. Herrlich, diese Software-Politik.

Ein weiteres nützliches Repository wäre das Libdvdcss Repository. Falls man erwägt, verschlüsselte DVDs wiederzugeben, ist das darin enthaltene Software-Paket "libdvdcss2" bestimmt zu gebrauchen.

Hat man die gewünschten Repositories zum Aktivieren ausgewählt, drückt man schließlich Alt + o und wählt bei den einzelnen Meldungen jeweils "Vertrauen" aus, sodass öffentliche Schlüssel der einzelnen Repositories importiert und zum Verifizieren der Software-Herkunft verwendet wird.

Dann kann man YaST erst Mal wieder beenden.

2.2.1. Packman: Anbieterwechsel durchführen

Wenn man vorhin das Packman-Repository aktiviert hat, sollte man für die Wirksamkeit einen Anbieterwechsel auf dieses Repository durchführen. Sämtliche aus den Standardquellen installierten Software-Pakete werden dadurch durch die (neueren und teils proprietären) Versionen aus dem Packman-Repository ersetzt.

Hierzu die einfachste mir bekannte Methode mit »zypper«:

sudo zypper dup --from "Packman Repository"

Daraufhin muss man bestätigen, dass die einzelnen Pakete auch wirklich durch die Packman-Pakete ersetzt werden sollen.

2.2.2. NVIDIA-Grafikkartentreiber installieren

Falls man eine NVIDIA-Grafikkarte im Rechner verbaut hat und zuvor das nVidia Graphics Drivers-Repository hinzugefügt hat, möchte man an dieser Stelle den offiziellen NVIDIA-Grafikkartentreiber installieren. Dieser ist zwar closed-source, funktioniert aber leider immer noch wesentlich performanter und stabiler als der freie Community-Treiber namens »nouveau«.

Im Idealfall reicht es aus, mit dem hinzugefügten nVidia Graphics Drivers-Repository ein System-Update durchzuführen, denn »zypper« sollte den passenden Treiber automatisch beim nächsten System-Update zur Installation auswählen.

Wie bereits gezeigt aktualisiert man das System mit:

sudo zypper up

Nach vielen openSUSE-Installationen über die Jahre hat die automatische Treiberinstallation allerdings bei mir nur dann funktioniert, wenn ich openSUSE mit dem standardmäßigen KDE Plasma 5 Desktop installiert habe.

Also für den Fall, dass der Update-Befehl den Grafikkartentreiber nicht installiert, kann man die Installation mit »zypper« ganz einfach manuell vornehmen.

Für openSUSE Leap 15.2 bietet NVIDIA zwei Versionen des Grafikkartentreibers an:

für GeForce 400er Serie und neuer

für GeForce 600er Serie und neuer


* Nachtrag vom 20. Mai 2022:

Inzwischen gibt es wohl schon den »x11-video-nvidiaG06«-Treiber für nochmal neuere Grafikkarten, für die laut einer Ankündigung, wenn ich das richtig interpretiert habe, der Source Code seitens NVIDIA – man mag es nicht glauben – offengelegt wird. Schade aber auch, dass ich mit meiner Grafikkarte nicht zur ersten Klasse gehöre, die die Open Source Treiber nutzen dürfen.


Besitzer einer halbwegs aktuellen Grafikkarte würden die Version [...]G05 installieren. Im Zweifelsfall sucht man im Internet nach den technischen Details seiner spezifischen Grafikkarte (Der Befehl: "sudo lspci" zeigt unter "VGA compatible controller:" die erkannte Grafikkarte).

Zum Installieren des NVIDIA-Grafikkartentreibers (600er Serie und neuer) mit »zypper« verwendet man:

sudo zypper in x11-video-nvidiaG05 

2.2.3. libdvdcss installieren

Hat man das Libdvdcss-Repository vorhin hinzugefügt, kann man das einzige darin enthaltene Software-Paket "libdvdcss2" installieren, um verschlüsselte DVDs abspielen zu können:

sudo zypper in libdvdcss2 

2.2.4. Editors-Repository hinzufügen

* am 14. Januar 2022 aktualisiert

In den Standard-Paketquellen von openSUSE sind zwar bereits zahlreiche Texteditoren zum Installieren verfügbar, jedoch sind die angebotenen Versionen bei openSUSE Leap grundsätzlich nicht die aktuellsten.

Sicherheitsaktualisierungen (Patches) und manchmal auch Fehlerbehebungen werden selbstverständlich schnellstmöglich bereitgestellt, aber abgesehen davon bleibt die Software einer Leap-Version auf einem gut getesteten und recht stabilen Stand, wobei sämtliche Pakete und deren Versionen sorgfältig aufeinander abgestimmt sind.

Allerdings kann man selbstverständlich für einzelne Programme, wie eben Texteditoren zum Beispiel, eine Ausnahme machen und die neueste verfügbare Version beschaffen, falls man mit der in den Standardquellen angebotenen Version nicht zufrieden ist.

Das wunderbare an openSUSE ist, dass man für diese Angelegenheit keine Drittquellen von Hinz und Kunz hinzufügen muss, da eine ganze Reihe an zusätzlichen offiziellen Software-Repositories angeboten wird. Eine Übersicht dieser verfügbaren offiziellen Repositories findet man hier: https://mirrorcache.opensuse.org/download/repositories/

Für ein bisschen Abwechslung zeige ich an dieser Stelle, wie man das Editors-Repository, durch das man unter anderem die von mir gewünschte Emacs-Version 27.2 besorgen kann, über das grafische YaST-Kontrollzentrum hinzufügen kann.

Wie man eventuell bereits festgestellt hat, kann man YaST über einen Tiling Window Manager nicht so einfach in der grafischen Variante starten. Mit dem »xdg-su«-Kommando funktioniert das Ganze aber auf jeden Fall. Benutze dazu den folgenden Konsolenbefehl:

 xdg-su -u root -c "yast2 --qt" 

Für diesen Befehl empfehle ich, einen Alias oder Tastenkürzel zu erstellen. Für einen Alias erstelle die Datei "~/.alias" und trage folgendes ein:

alias yast-qt='xdg-su -u root -c "yast2 --qt"

Nach dem Speichern muss die Terminal- oder Benutzersitzung (falls keine Desktopsitzung) neu gestartet werden. Ab dann kann man das grafische YaST2-Kontrollzentrum mit dem Alias »yast-qt« starten. Dies machen wir nun, um das neue Repository hinzuzufügen.

Im geöffneten YaST2 klicken wir zuerst auf den Menüpunkt "Software-Repositories". Im neuen Fenster finden wir ganz unten den Button "Hinzufügen". Daraufhin ist wiederum die Option "URL angeben..." vorausgewählt und man klickt auf "Weiter".

Als Repository-Name kann man zum Beispiel angeben: "openSUSE Leap 15.3 Editors". Bei einem eventuellen zukünftigen Systemupgrade ist es immer nützlich, die openSUSE-Version der Repositories gleich im Namen zu erkennen.

Als URL gibt man für das Editors-Repo folgende an:

https://download.opensuse.org/repositories/editors/openSUSE_Leap_15.3/

Mit einem Klick auf "Weiter" wird dieses Repository dann hinzugefügt und man muss, wie zuvor auch bei den anderen Repositories, dem hinzuzufügenden Schlüssel vertrauen.

Dann kann man Emacs in der aktuellsten Version installieren:

sudo zypper in emacs

2.3. Mauszeiger festlegen

Damit der Mauszeiger, den man später beim Start der grafischen Benutzeroberfläche zu Gesicht bekommt, zeitgemäß aussieht und auch für jede Anwendung ohne eigenen Mauszeiger einheitlich bleibt, möchte man in der Sysconfig zum Beispiel den DMZ-Black Mauszeiger (schwarzer Cursor) definieren.

Um dies einzustellen, startet man YaST:

sudo yast2

Auf der linken Seite navigiert man mit den Pfeiltasten zu »System« und wechselt dann mit der Pfeiltaste nach rechts in die rechte Seite, wo man den »Sysconfig-Editor« auswählt.

Im Sysconfig-Editor wählt man wiederum auf der linken Seite "Desktop" aus und drückt die Leertaste.

Damit klappt sich die Desktop-Sektion auf und man navigiert zu "X_MOUSE_CURSOR" und drückt Eingabe.

Dann drückt man Tab, um in das Eingabefeld auf der rechten Seite zu gelangen.
Den Standardwert löscht man aus dem Textfeld und gibt stattdessen folgendes ein:

/usr/share/icons/DMZ-Black/cursor.theme

Mit Alt + b – (siehe "Beenden" unten rechts) schließt man den Sysconfig-Editor dann wieder und kann YaST dann auch schließen.

Zusätzlich kann man die folgenden beiden Befehle eingeben, um ein "Standard"-Icon-Theme nur für den Cursor zu erstellen. Dies mache ich immer, weil doppelt besser hält:

sudo mkdir /usr/share/icons/default
$ sudo cp /usr/share/icons/DMZ-Black/cursor.theme /usr/share/icons/default/index.theme

2.4. Xinit: permissions.local anpassen

Wenn man keinen grafischen Anmeldebildschirm (Display Manager) verwendet, muss man die Datei /etc/permissions.local bearbeiten, damit der startx Befehl zum Starten des X-Servers funktioniert.

Öffnen tut man die Datei z. B. mit dem Vim-Texteditor:

sudo vim /etc/permissions.local

Mit Shift + G springt man an das Ende der Datei.
Die letzte Zeile muss auskommentiert werden.

Mit dem Cursor fährt man also an das #-Symbol und drückt dort x (kleines "x") zum Löschen dieses Zeichens. Die letzte Zeile sollte folglich so aussehen:

/usr/bin/Xorg root:root 4711

Der Kommentar über dieser Zeile bezieht sich auf die soeben auskommentierte Zeile und warnt vor der Sicherheitslücke CVE-2010-2240 von 2010, die aber nach meinem Verständnis nur den längst veralteten Linux-Kernel 2.6.x und älter betrifft. Selber nachlesen kann man die Details zur CVE-2010-2240 zum Beispiel bei der National Vulnerability Database.

Falls der X Server dennoch nicht startet und mit einer Fehlermeldung bezüglich der Datei "permissions.local" antanzt, wurden die Änderungen anscheinend noch nicht eingelesen und angewandt. In diesem Fall führe, wie die Fehlermeldung es beschreibt, folgenden Befehl aus:

sudo chkstat --system --set

2.5. GTK-Theme festlegen

Damit die Anwendungen nicht aussehen wie unter Windows 98, möchte man sicherlich ein GTK-Theme festlegen.

Zunächst, die zurzeit installierten GTK-Themes befinden sich im Verzeichnis /usr/share/themes/:

ls /usr/share/themes/

Hier kann man für den Anfang das vorhandene GNOME-Standard-Theme Adwaita verwenden.
Falls dieses unter /usr/share/themes/ nicht aufgeführt ist, installiere die Software-Pakete "adwaita-icon-theme", "gtk-2-metatheme-adwaita", "gtk-3-metatheme-adwaita" und "metatheme-adwaita-common" mit dem zypper in Komando.
Es sollte genügen, nur eines dieser Pakete zu installieren, um den Rest automatisch mitzuinstallieren.

Um ein GTK-Theme einzustellen, muss man mehrere Dateien erstellen, bzw. bearbeiten.
Zuerst mal die Datei ~/.gtkrc-2.0:

vim ~/.gtkrc-2.0

Folgender Inhalt gehört in diese Datei. Schriftart und -größe sind anzupassen, wenn man die Ubuntu-Fonts nicht installiert hat:

Datei ".gtkrc-2.0" anzeigen

Für GTK3-Anwendungen muss außerdem die Datei ~/.config/gtk-3.0/settings.ini bearbeitet werden:

Datei "settings.ini" anzeigen

Nochmals, bitte auf die Schriftart achten und gegebenenfalls ändern.

2.6. Schriften konfigurieren

Nachtrag vom 27. Mai 2022:

Mittlerweile sieht das Schriftbild bereits ab Werk wunderbar aus und die unten genannte Anpassung verschlechtert das Schriftbild sogar.

Woran genau das liegt, kann ich nicht sagen, jedenfalls sorgt manchmal der proprietäre NVIDIA-Grafikkartentreiber je nach Software-Update für eine sichtbar andere Darstellungsqualität der Schriften.


Für ein verbessertes Schriftbild kann man eine Konfiguration der Schriftendarstellung vornehmen.

Falls man, wie ich, einen 1920x1080 LCD-Monitor verwendet, kann man folgenden Inhalt in die Datei ~/.local/share/fontconfig/fonts.conf schreiben:

Datei "fonts.conf" anzeigen

Um die Schriftendarstellung in einem grafischen Programm selber zu konfigurieren, kann man sich das Programm »qt5ct« installieren.

2.7. Benutzerverzeichnisse erzeugen

Da zurzeit noch keine Desktop-Umgebung installiert ist, existieren auch die für Desktopsysteme typischen Verzeichnisse, wie "Downloads", "Dokumente", "Musik", usw. nicht.

Diese Verzeichnisse sollte man nicht manuell mit mkdir erstellen.
Stattdessen sollte man das Programm »xdg-user-dirs« verwenden.

Damit werden die Verzeichnisse stets dynamisch für die jeweils eingestellte Systemsprache angezeigt und können von sämtlichen Programmen problemlos über einheitliche Umgebungsvariablen verwendet werden.

Hat man das Software-Paket »xdg-user-dirs« noch nicht installiert, führt man diesen Installationsbefehl aus:

sudo zypper in xdg-user-dirs

Anschließend wechselt man mit dem Befehl cd ~ ins eigene Heimverzeichnis und führt diesen Befehl zum automatischen Erzeugen der Benutzerverzeichnisse aus:

xdg-user-dirs-update

3. DWM installieren

Nun geht es darum, wie man DWM unter openSUSE herunterlädt, konfiguriert, kompiliert und installiert. Als Extra zeige ich die gleichen Schritte für das st-Terminal und anhand dessen, wie man Patches anwenden kann.

3.1. DWM herunterladen

Bei openSUSE gibt es DWM als experimentelles Software-Paket im inoffiziellen "utilities:suckless"-Repository und auch in mehreren Community-Repositories, in verschiedenen Versionen.

Ich habe mich jedoch dazu entschieden, den Quelltext der gewünschten dwm-Version manuell von der suckless-Website herunterzuladen. Dies hat den Vorteil, dass ich DWM mitsamt aller Anpassungen ganz unabhängig des Paketmanagers bei meiner Home-Partition verwalten kann, welche ich regelmäßig als Backup sichere.

Wenn es aber lieber einfach und gleichzeitig sicher dank dem Package Manager sein soll, füge bitte das utilities:suckless-Repository hinzu.
Besuche https://software.opensuse.org/package/dwm für die 1-Klick-Installation oder den Download von DWM über dieses Repository.
Fahre anschließend mit Kapitel 3.3. DWM konfigurieren fort.

Zur manuellen Methode:

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels ist die aktuellste DWM-Version die 6.2.

Herunterladen kann man die komprimierte TAR-Datei zum Beispiel mit wget.
Vor dem Download wechselt man am besten gleich in das Verzeichnis, in welches der DWM-Quelltext dann auch gespeichert werden soll.

Praktisch ist es, die individuellen Builds von DWM im eigenen Home-Verzeichnis zu speichern, sodass man beim regelmäßigen Sichern der Daten auf ein externes Speichermedium alle persönlichen Daten mitsamt DWM nicht im Dateisystem außerhalb des persönlichen Verzeichnisses suchen muss.

Folgendermaßen kann man DWM in der Version 6.2 in ein geeignetes Verzeichnis unter /home herunterladen und entpacken:

mkdir -p ~/.sources/dwm
$ cd ~/.sources/dwm/
$ wget http://dl.suckless.org/dwm/dwm-6.2.tar.gz
$ tar xzf dwm-6.2.tar.gz

Alternativ kann man stattdessen das geeignete /usr/local/src/-Verzeichnis verwenden, wobei dieses Verzeichnis standardmäßig dem Benutzer «root» gehört:

cd /usr/local/src/
$ sudo mkdir dwm
$ cd ./dwm/
$ sudo wget http://dl.suckless.org/dwm/dwm-6.2.tar.gz
$ sudo tar xzf dwm-6.2.tar.gz

In das Verzeichnis /usr/local/src/ wird DWM auch heruntergeladen, wenn man es über die Software-Verwaltung über das Repository utilities:suckless installiert.

3.2. Download verifizieren

Mit der Dateigröße von ungefähr 26 Kilobyte sollte der Download problemlos verlaufen sein, jedenfalls habe ich keine Prüfsummen oder Signaturen von suckless.org für die Download-Verifizierung gefunden.

C-Programmierer werden sich den minimalen und überschaubaren Quellcode wohl sowieso genauer anschauen, aber ich habe Mal für die »dwm-6.2.tar.gz« die SHA256-Prüfsumme berechnet:

97902e2e007aaeaa3c6e3bed1f81785b817b7413947f1db1d3b62b8da4cd110e

Diese vergleicht man mit dem heruntergeladenen TAR-Archiv:

sha256sum dwm-6.2.tar.gz

3.3. DWM konfigurieren

Eine Konfigurationsdatei sollte man unbedingt überprüfen, bevor man DWM kompiliert und installiert.

Falls noch nicht geschehen, erst Mal in das DWM-Verzeichnis mit den Quelldateien wechseln:

cd ./dwm-6.2/

Es empfiehlt sich, die README-Datei durchzulesen (Befehl: less README)

Dort steht unter anderem drinnen, dass man die Make-Konfigurationsdatei »config.mk« überprüfen und gegebenenfalls anpassen soll.

Diese Konfigurationsdatei bearbeitet man zum Beispiel mit VIM (eventuell mit vorangestelltem sudo ausführen):

vim config.mk

Variablen-Textblöcke, über denen # OpenBSD oder # Solaris steht, müssen mit einem # am Anfang der Textzeile kommentiert sein.

Die Konfiguration muss in etwa so aussehen, fett markierte Variablen müssen 1:1 übereinstimmen:

Datei "config.mk" anzeigen

3.4. DWM kompilieren und installieren

Um sicherzustellen, dass alle notwendigen Software-Pakete zum Kompilieren von DWM installiert sind, führe bitte folgenden Befehl aus:

sudo zypper in make posix_cc ncurses-devel libXft-devel libXinerama-devel

Im DWM-Verzeichnis wird der DWM folgendermaßen kompiliert und installiert:

sudo make clean install

Statt "install" kann man später dann "uninstall" eingeben, um DWM wieder zu deinstallieren.

3.5. .xinitrc bearbeiten

Diese Schritte sind nur zu befolgen, wenn man nicht in einen grafischen Anmeldebildschirm (z. B. LightDM) bootet, sondern DWM in der Textkonsole mit dem startx Befehl starten möchte.

Mit einem Editor, zum Beispiel VIM, bearbeitet man die Datei ~/.xinitrc:

vim ~/.xinitrc

Diesen kleinen aber feinen Startbefehl für DWM trägt man hier ein:

exec dwm

Speichern und schließen.

3.6. LightDM: XSession hinzufügen

Diese Schritte sind wiederum nur dann zu befolgen, wenn das System beim Hochfahren direkt in den grafischen Anmeldebildschirm (LightDM) bootet.

Wechsle zunächst in das xsessions-Verzeichnis:

cd /usr/share/xsessions/

Dort eine neue Datei für DWM erstellen und direkt mit einem beliebigen Texteditor bearbeiten, zum Beispiel VIM:

sudo vim dwm.desktop

Schreibe folgenden Inhalt in diese Datei:

Datei "dwm.desktop" anzeigen

Dann speichern und schließen.

3.7. Tastaturbelegung für XSession festlegen

Für die grafische Sitzung mit Xorg ist die US-amerikanische Tastaturbelegung voreingestellt.

Um die Tastaturbelegung für die XSession festzulegen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Ich zeige hier die Möglichkeit über eine separate X11-Konfigurationsdatei.

Hierzu erstellt und öffnet man im Verzeichnis /etc/X11/xorg.conf.d/ eine neue Datei, zum Beispiel:

sudo vim /etc/X11/xorg.conf.d/50-syskeyboard.conf

Für eine deutsche Tastaturbelegung ohne Akzenttasten schreibt man in die Datei folgendes:

Datei "50-syskeyboard.conf" anzeigen

Möchte man aber Akzenttasten verwenden, lässt man die Zeile mit der XkbVariant nodeadkeys weg.

3.8. DWM starten

Um die Funktion von DWM zu testen, kann man die grafische Sitzung bereits jetzt starten und auch schon damit arbeiten.

Im nächsten Kapitel geht es um die Installation von weiteren suckless-Programmen, wie das Terminal-Programm st und den sehr empfehlenswerten Launcher dmenu zum Starten von Programmen, Befehlen und Skripten.

So startet man DWM aber überhaupt:

3.8.1. ohne Display Manager mit Xinit

Sofern der Text exec dwm in die Datei ~/.xinitrc eingetragen wurde, benutze zum Starten von DWM den Befehl

startx

3.8.2. mit LightDM-Anmeldebildschirm

In der oberen Leiste findest du ein Symbol, über das du den gewünschten Desktop oder Window Manager auswählen kannst.

Hast du, wie zuvor beschrieben, unter /usr/share/xsessions/ einen Starter für DWM erstellt, kannst du diesen hier auswählen.
Die letzte Auswahl bleibt immer gespeichert.

Beenden kann man den DWM mit der Tastenkombination Mod + Shift + Q.
Die voreingestellte Modifier-Taste ist Alt (Alt links).

Des Weiteren kann man mit der Tastenkombination Mod + Shift + Enter ein Terminalfenster öffnen.
Das zu startende Terminal-Programm ist im DWM-Quellcode in der Datei »config.h« festgelegt.

3.9. Nitrogen: Hintergrundbild festlegen

Hat man das Programm Nitrogen installiert, kann man darüber nun noch einen Desktophintergrund auswählen.

Möchte man die Installation an dieser Stelle nachholen, ist hier der Befehl um das zu tun:

sudo zypper in nitrogen

Mit dem Befehl nitrogen wird das Programm gestartet.
(Um die Installation des Anwendungs-Launchers dmenu geht es als Nächstes...)

Unten rechts klickt man im Programm auf "Settings" und gibt ein Verzeichnis an, aus dem die Hintergrundbilder gelesen werden sollen. Dann wählt man eines aus und kann dabei unten links auswählen, auf welche Weise das Bild dargestellt werden soll.

Damit das gewählte Hintergrundbild bei jedem Start der Xsession automatisch geladen wird, trage folgendes in die Datei ~/.xinitrc ein:

nitrogen --restore

3.10. Feh: Hintergrundbild festlegen

*Nachtrag vom 5. April 2022

Verwendet man statt Nitrogen das Programm »feh« für das Setzen eines Hintergrundbildes, gibt es hierfür keine grafische Benutzerschnittstelle, sondern nur Konsolenbefehle.

Feh ist deshalb praktischer, weil man diese Konsolenbefehle natürlich über Shell-Skripte beispielsweise automatisieren kann.
Nicht nur das, den letzten vom Nutzer ausgeführten feh-Befehl speichert das Programm standardmäßig auch als Shell-Skript in der Datei ~/.fehbg.

Damit also beim Anmelden und Starten einer Desktop-Sitzung automatisch das Hintergrundbild gesetzt wird, genügt es, wenn man folgende Zeile in die Datei ~/.xinitrc (oder ~/.xprofile sofern man einen Display Manager zusätzlich benutzt) einfügt:

$HOME/.fehbg

Damit diese .fehbg-Datei aber wie gesagt erzeugt wird, muss mindestens ein Mal das feh-Kommando ausgeführt worden sein.

Hier sind ein paar Beispiele, um mit dem Feh-Programm ein Hintergrundbild festzulegen:

Ein bestimmtes, einzelnes Bild festlegen:

feh --bg-fill '/pfad/zu/einer/bilddatei'

Ein zufälliges Bild aus einem Verzeichnis (Ordner) festlegen:

feh --bg-fill --randomize '/pfad/zu/den/dateien/*'

Falls dabei auch Unterverzeichnisse berücksichtigt werden sollen:

feh --recursive --bg-fill --randomize '/pfad/zu/den/dateien/*'

Anstelle von "--bg-fill" kann man auch folgende Optionen verwenden:

Option Beschreibung
--bg-max skaliert das Bild, sodass es den Bildschirm, wenn auch mit Rand, füllt.
----bg-scale füllt den Bildschirm, ohne dass Teile des Bildes abgeschnitten oder mit Rändern versehen werden. Keine Rücksicht auf das Größenverhältnis.
--bg-tile Kachelt das Bild, falls es zu klein ist, um den Bildschirm auszufüllen.

4. Weitere Programme installieren

Nun geht es um die Installation zweier weiterer Programme von suckless.org: dmenu und st.

Der dmenu-Launcher ist eine klare Empfehlung, während das st (Simple Terminal) nicht jedem gefallen muss. Statt st kann man beispielsweise urxvt über den Paketmanager installieren.

Einen anderen bevorzugten Standard-Terminal-Emulator muss man ebenfalls in die Datei »config.h« eintragen.

4.1. dmenu installieren

Die Schritte für das herunterladen, konfigurieren und installieren von dmenu sind die gleichen wie mit DWM.

Hat man das utilities:suckless-Repository aktiviert, kann man es auch mit »zypper« installieren.

Im bevorzugten Verzeichnis (Beispiel: /usr/local/src, ansonsten z. B. ~/.sources) erstellt man für dmenu ein neues Verzeichnis und lädt das Programm dort herunter und entpackt es anschließend:

cd /usr/local/src
$ sudo mkdir dmenu
$ cd ./dmenu
$ sudo wget https://dl.suckless.org/tools/dmenu-5.0.tar.gz
$ sudo tar xzf dmenu-5.0.tar.gz

Prüfsumme (SHA256) für DWM Version 5.0:

fe18e142c4dbcf71ba5757dbbdea93b1c67d58fc206fc116664f4336deef6ed3

Auch im dmenu-Verzeichnis existiert eine config.mk und eine config.def.h, deren Einstellungen, wie zuvor mit DWM gezeigt, zu überprüfen sind.

Zum Installieren dann wieder:

 sudo make clean install

4.2. st installieren

Und auch hier wieder die gleichen Schritte oder wieder mit »zypper«:

cd /usr/local/src
$ sudo mkdir st
$ cd ./st
$ sudo wget https://dl.suckless.org/st/st-0.8.4.tar.gz
$ sudo tar xzf st-0.8.4.tar.gz

Die SHA256-Prüfsumme:

d42d3ceceb4d6a65e32e90a5336e3d446db612c3fbd9ebc1780bc6c9a03346a6

Und installieren:

sudo make clean install 

5. Extra: Patches anwenden

In diesem letzten Extra-Kapitel zeige ich anhand des Programms st, wie man Patches bei der Software von suckless.org anwenden kann.

Nach verfügbaren Patches schaut man am besten bei der suckless.org-Webseite selbst.

Als Beispiel möchte ich für st den Patch "xresources" [Link zum Patch] installieren, sodass sich das Erscheinungsbild des Terminals (die Farben) dynamisch nach der Konfigurationsdatei ~/.Xresources richtet.
So kann man das Erscheinungsbild ganz einfach über die globale Xresources-Konfigurationsdatei anpassen und muss die Farben nicht im Source-Code anpassen und neu kompilieren.

Bei der Unterseite für einen Patch finden sich oftmals mehrere Links:

Bildschirmfoto des St Patches "xresources"

Hier wählt man die dem Datum nach neueste Version der Datei.

Die Datei kann man entweder herunterladen und den Patchvorgang mit dem Programm patch automatisch durchführen lassen, oder man öffnet die Datei im Webbrowser und kopiert die einzelnen Zeilen manuell in den Quelltext.

Da jeder Patch für den automatischen Patchvorgang darauf ausgelegt ist, dass der Quelltext des zu überarbeitenden Programmes dem Original ohne jegliche Patches entspricht, stößt man hierbei auf Probleme, je mehr Patches man einspielt.

Daher ist es wichtig, beide Wege zu kennen.

5.1. Patch-Programm verwenden

Wir bleiben beim Beispiel mit dem Patch "xresources" für st.

Am einfachsten ist es, ins st-Verzeichnis mit dem Quellcode zu wechseln und den Patch mittels »wget« herunterzuladen:

cd /usr/local/src/st/st-0.8.4
$ sudo wget https://st.suckless.org/patches/xresources/st-xresources-20200604-9ba7ecf.diff

Um diesen Patch automatisch anzuwenden, verwendet man den »patch«-Befehl. Unter openSUSE muss dieser zunächst installiert werden:

sudo zypper in patch

Der Xresources-Patch wird zwei DWM-Dateien bearbeiten. Sicherheitshalber macht man sich ein Backup dieser Dateien:

cp config.def.h config.def.h.orig
$ cp x.c x.c.orig

Anschließend kann man den Patch folgendermaßen anwenden:

sudo patch -p1 < st-xresources-20200604-9ba7ecf.diff

Mit dem Befehl »sudo make clean install« wird das Programm mit eingepflegtem Patch kompiliert.

Sollten Fehlermeldungen, wie "Hunk Failed" auftauchen, stellt man das Backup wieder her und wendet den Patch manuell an.

5.2. Patch manuell anwenden

Nun zur Möglichkeit, manuell Patches durch Kopieren und Einfügen von Programmcode anzuwenden.
Da jeder kleinste Fehler fatale Auswirkungen haben kann, spielt die Konzentration eine gewichtige Rolle, wenn man sich nicht auf Fehlersuche begeben oder von vorn anfangen möchte.

Die Patchdatei im Webbrowser geöffnet und mit einem Terminal im entsprechenden Programmverzeichnis.

Beim "xresources"-Patch, den wir als Beispiel in das st-Terminal einbringen wollen, geht es der Patchdatei nach zuerst darum, die Datei »config.def.h« zu bearbeiten.

Diese öffnet man mit einem Texteditor. Der Patchdatei nach muss der Codeblock mit dem vorangestellten "+" zwischen die Zeilen

static uint forcemousemod = ShiftMask;

und

/*
* Internal mouse shortcuts.

eingefügt werden.

Das "+"-Zeichen ist natürlich nicht zu kopieren, es ist lediglich die Anweisung für das Patch-Programm, diese Zeilen zwischen der oberen und der unteren angegebenen Zeile einzufügen.

Als Nächstes muss in der Datei »x.c« folgender Include angehangen werden:

#include <X11/Xresource.h>

Als Nächstes wieder ein ganzer Codeblock, welcher zwischen die angegebenen Zeilen eingefügt werden muss.

Nach diesem Prinzip arbeitet man die Patch-Datei ab.
Die mit einem Minus markierten Zeilen müssen wahlweise gelöscht oder kommentiert werden.

Ist man fertig, gibt man wieder »sudo make clean install« zum Kompilieren ein und der Patch ist angewandt.
Falls der Prozess auf einmal mit einem Fehler scheitert, wobei das Kompilieren vor dem Patch noch funktioniert hat, ist höchstwahrscheinlich ein (oder mehrere) Fehler beim Übertragen des Patches in die Dateien vorgefallen.

Zugegeben, führen insbesondere tiefgreifende Patches dazu, dass man nachfolgende Patches nicht einfach 1:1 übernehmen kann. Ich hatte es zum Beispiel erlebt, dass eine Funktion um einen Parameter erweitert oder verkürzt wurde, und ich alle Vorkommnisse entsprechend von Hand anpassen musste und bei den Parametern teilweise raten musste, weil es weder bei den Patches, noch bei suckless-Software selbst eine richtige Dokumentation gibt...

5.3. Xresources-Patch wirksam machen

Damit das mit dem Xresources-Patch auch funktioniert und auch andere Terminal-Emulatoren nach dieser Datei ihre Einstellungen übernehmen, muss folgender Befehl ausgeführt werden:

xrdb ~/.Xresources 

Da kein Mensch diesen Befehl bei jedem Start der Xsession von Hand eingeben möchte, habe ich diese Zeilen, die ich freundlicherweise von einer anderen Person erhalten habe, in die ~/.xinitrc eingefügt:

myResources=$HOME/.Xresources
[ -f "$myResources" ] && xrdb -merge $myResources

6. Problembehandlung

In diesem Zusatzkapitel geht es um das Beheben von mir bekannten Problemen, die beim Ausführen der einzelnen Schritte auftreten können.

6.1. Upgrade auf GCC9 durchführen

Standardmäßig wird bei openSUSE Leap 15.2 die GNU Compiler Collection in der Version 7x vorinstalliert.

Beim Alpha-Patch (2020) für den DWM-6.2 benötigt man zwangsläufig eine aktuellere Compiler-Version, ansonsten schlägt der Prozess der Kompilierung aufgrund einer Kleinigkeit fehl.

In den offiziellen Paketquellen von openSUSE Leap 15.2 findet man die Versionen 7, 8 und 9 von GCC.

Falls der Patch also von Hand korrekt angewandt wurde und trotzdem einen Fehler produziert, kann das Aktualisieren auf das gcc9-Paket helfen:

sudo zypper in gcc9

WICHTIG: Falls man den offiziellen NVIDIA-Grafikkartentreiber verwendet, sollte man das aktuell installierte Paket "gcc7" nicht deinstallieren, da dieses eine Abhängigkeit für den Treiber ist.

Damit das entsprechende suckless-Programm den neu installierten C-Compiler auch verwendet, ändert man in der config.mk Datei folgende Zeile:

# compiler and linker
CC = gcc-9

Danach »sudo make clean install« ausführen um zu prüfen, ob es damit funktioniert.

6.2. Packman Repository: Zugriffsfehler beheben

Erhält man beim Installieren oder Aktualisieren von Software mit zypper oder yast die Fehlermeldung, dass auf das "Packman"-Repository nicht zugegriffen werden kann, obwohl andere Repositories problemlos funktionieren, kann es gut sein, dass sich die Serveradresse zum "Packman"-Repository geändert hat.

In diesem Fall sollte man das "Packman"-Repository entfernen, indem man YaST startet und dort das »Software-Repositories«-Modul aufruft.

Hat man das Repository entfernt, fügt man das "Packman"-Repository einfach erneut hinzu, wie bei Schritt 2.2. Drittanbieter Repositories hinzufügen beschrieben.

6.3. PulseAudio manuell starten

Startet man beispielsweise das grafische Programm pavucontrol für die Ton-Einstellungen, kann es nach der Installation von PulseAudio ohne anschließendem Neustart des Computers sein, dass der PulseAudio-Soundserver noch gar nicht läuft.

Der PulseAudio-Soundserver wird bei jedem Systemstart automatisch gestartet, aber den Neustart nur für PulseAudio kann man sich ersparen, indem man PulseAudio mit folgendem Konsolenbefehl startet:

pulseaudio -D

Die Option "-D" steht für "daemonize" und bewirkt, dass die Ausführung von PulseAudio nach dem erfolgreichen Start vom Terminal abgekoppelt wird, sodass man dieses schließen kann, ohne dass der PulseAudio-Prozess dadurch beeinflusst wird.

6.4. Rauschen oder Audio-Blockierung durch Programme beheben

Das Audiosystem PulseAudio geht mit der Zeit. Leider brachte das bei mir mit dem openSUSE Release 15.3 eher unschöne Änderungen mit sich, sodass bei Programmen, wie Mumble, die Tonausgabe zu einem berauschenden Erlebnis wurde.

Daher habe ich gleich Mal mehrere Umkonfigurationen bei PulseAudio angestellt, nur um auf Nummer sicher zu gehen.

Die Musik spielt in der Datei /etc/pulse/default.pa, die man als root-Benutzer editiert. Finde dort erst mal folgende Zeile:

load-module module-role-cork

Vor genau diese böse Zeile füge ein "#"-Zeichen zum Auskommentieren ein.
Eventuell existiert außerdem noch diese Zeile, die ebenfalls auskommentiert werden muss:

load-module module-role-ducking line

Damit hätte man schon Mal ein Problem, falls überhaupt vorhanden, gelöst. Nämlich das Problem, dass zum Beispiel TeamSpeak 3 andere Programme daran hindert, Audio wiederzugeben.

Nun zu dem Milch auf Stuhl mit dem Rauschen, welches durch eine neue geniale Strategie von PulseAudio herbeigeführt wird. In der gleichen Datei finde die Zeile:

load-module module-udev-detect

Und füge ans Ende dieser Zeile ein Leerzeichen und folgenden Text ein:

tsched=0

Falls man mehr über die Hintergründe dieser Einstellung wissen möchte, besucht man diese Seite aus dem ArchWiki: https://wiki.archlinux.org/title/PulseAudio/Troubleshooting#Glitches.2C_skips_or_crackling

Abschließend müssen für die Wirksamkeit diese beiden Befehle ausgeführt werden:

pulseaudio -k
$ pulseaudio --start

Damit sollte das Audio-Erlebnis wieder einwandfrei sein.


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Dieser Artikel wurde von Kevin Mandura verfasst.

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